[Rezension] Jessica Bernett – Elayne. Rabenkind | Neuinterpretation der Artus-Sage

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„Ihre Worte brannten sich in meine Seele. Eines Tages wird Elayne ein Kind gebären. Einen Sohn. Er wird der höchste aller Männer, der Fähigste und Reinste, geliebt von allen Mächten dieser Welt.“ 

aus: Jessica Bernett, Elayne – Rabenkind, S. 41


Wer mich kennt, der weiß, dass mein Herz für Mythen und historische Stoffe schlägt. Umso besser, wenn ein Roman beides in sich vereint – und mich auch noch nach England entführt. Kein Wunder, dass ich Elayne – Rabenkind, dem Auftakt zu Jessica Bernetts romantischer Neuinterpretation der Artus-Sage, nicht widerstehen konnte.

Auf einen Blick:

 

 

Titel: Elayne – Rabenkind
Reihe: Elayne, Band 1 (von 3)
Autorin: Jessica Bernett
Verlag: Sternensand Verlag 
Seiten: 342
Format: Taschenbuch/E-Book
Preis: 14,90€/ 4,99€
Erscheinungsdatum: 9.  März 2018
Genre: Historische Fantasy

 

 

Darum geht’s

Eine Prophezeiung, der sie nicht entkommt. Eine Bürde, die sie kaum tragen kann. Eine Liebe, zart, zerbrechlich und bedroht von Lügen, Intrigen sowie dem Spiel der Macht. Die junge Elayne von Corbenic wächst im Norden Britanniens in einer düsteren Festung auf. Ihr Vater, König Pelles, ist besessen von einer Vision, die Elaynes Mutter kurz vor ihrem Tod gehabt haben soll. Demnach wird Elayne die Mutter des größten Helden aller Zeiten. Dafür opfert der König alles: das Wohlergehen seines Volkes und die Liebe seiner Tochter.

Quelle: Sternensand Verlag

Das Buch

Es war Liebe auf den ersten Blick, als ich Elayne auf der Frankfurter Buchmesse 2018 am Stand des Sternensand Verlags entdeckte. Das Cover ist so wunderschön, dass ich mich kaum daran sattsehen kann. Als der Klappentext mich dann auch noch auf eine Reise ins Britannien der Zeit des sagenumwobenen Königs Artus einlud, konnte ich nicht anders, als das Sternchen vom Fleck weg zu adoptieren. :) Eine – zugegeben lange – Weile fristete der Roman ein trostloses Dasein auf meinem SuB, bis ich mich nun endlich an Elaynes Geschichte wagte.

Artus, Morgaine, Merlin, Lancelot – große Namen, deren bloßer Klang genügt, uns die Erzählung eines ganzen Sagenkreises ins Gedächtnis zu rufen. Auch die junge Elayne von Corbenic ist Teil dieser Legenden, denn ihr ist es bestimmt, die Mutter des größten Helden aller Zeiten zu werden.

„Ihr Vater hatte Pläne für sie. (…) Würde er sie fortschicken? Nach Camelot vielleicht, sodass sie eine Zeit lang in der Halle des Königs verweilen konnte? Oder noch weiter nach Süden, fort aus Britannien?“

aus: Jessica Bernett, Elayne – Rabenkind, S. 39

Ihre Geschichte beginnt eher ländlich-idyllisch. Wir lernen Elayne als lebenslustige, neugierige und vorwitzige junge Frau kennen. Werden mit ihren Lebensumständen, ihrer Familie und ihren Freunden vertraut gemacht. Die ersten Seiten plätschern friedlich dahin, der Schreibstil der Autorin liest sich sehr angenehm. Dennoch ließ der Anfang nicht grade einen Funken der Begeisterung auf mich überspringen.

Das änderte sie jäh, als die Sprache endlich auf besagte Prophezeiung bzw. Vision kam, die schon der Klappentext ankündigte. Ab dieser Stelle hatte mich der Roman endlich und vollends gepackt. Ich wollte unbedingt tiefer in Elaynes Welt eintauchen. Und dann kam Galahad.

„Elayne stemmte die Hände in die Hüften und sah ihren Vater streng an (…) ‚Er ist ein Barde aus dem Süden und die schönen Häuser dort gewohnt. Willst du, dass er in seine Heimat zurückkehrt und ein Lied vom garstigen Pelles singt? Und von der Kälte der Festung Corbenic?‘“

aus: Jessica Bernett, Elayne – Rabenkind, S. 56

Der Barde bringt frischen Wind und Schwung in die Geschichte. Er ist, das muss ich zugeben, wahnsinnig, beinahe schon unwiderstehlich charmant, und hat mich schon bei seinem ersten Auftritt um den Finger gewickelt. Ebenso wie die anderen Charaktere, die Jessica Bernett uns vorstellt, hat auch er Ecken und Kanten – und hütet das ein oder andere Geheimnis.

Zwischen Galahad und der wesentlich jüngeren Elayne entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte, die mit jeder Zeile, mit jeder Seite wächst und an Stärke gewinnt. Dass die Königstochter und der Barde für einander bestimmt sind, spürt man mehr als deutlich. Nur Galahad sträubt sich vehement gegen seine Gefühle. So vehement, dass ich ihm gern das ein oder andere Mal einen kleinen Schubs gegeben hätte, damit es ihm leichter fällt, endlich über seinen eigenen Schatten zu springen.

„‚Ist er nicht ein wenig jung für dich?‘, flüsterte Elayne zurück.
‚Vielleicht findet er Gefallen an den Erfahrungen des Alters‘, meinte Brisen und trank einen Schluck aus ihrem Becher. ‚Obwohl er wohl doch eher Gefallen an der Unschuld deiner Jugend finden könnte.‘“

aus: Jessica Bernett, Elayne – Rabenkind, S. 74

Mein durchweg positiver Leseeindruck wurde durch eine ganz bestimmte Szene nachhaltig getrübt. Ich möchte – und werde – nicht spoilern, daher nur so viel: Elayne wird an einer Stelle der Handlung mit einem Trick überlistet, der für mich an den Haaren herbeigezogen wirkte. Im historischen Nachwort wird zwar erklärt, dass dieser Teil der Legende von Elayne sei. Dennoch bin ich nicht ganz glücklich mit dieser Wendung. Meiner Meinung nach sind die Figuren und die Entwicklung ihrer Beziehung so angelegt, dass das, was geschehen ist, auch ohne diesen Trick geschehen wäre.

Die Autorin greift nicht auf den klassischen Abschnitt des Artus-Mythos zurück, sondern siedelt die Handlung ihres Romans während seiner Herrschaftszeit an. In Rabenkind begegnen wir dem sagenumwobenen König leider noch nicht – aber im bereits erschienenen zweiten Band Elayne – Rabenherz soll es laut Jessica Bernett so weit sein.

Besonders hervorheben möchte ich das großartige historische Nachwort, in dem die Autorin mit großer Fabulierfreude und sehr unterhaltsam die Hintergründe des Romans beleuchtet. Nicht zuletzt an dieser Stelle wird deutlich, wie intensiv Bernett den historischen Kontext recherchiert und sich mit der Legende von Elayne auseinandergesetzt hat. Als zusätzlichen Leckerbissen gibt es im Anhang noch eine Reihe kurzweiliger Interviews, die einige Bloger*innen mit der Autorin geführt haben.

Die intensive Recherche kommt auch der Atmosphäre des Romans zu gute. Zwischen den Zeilen weht der Duft des Alten, eine Ahnung des So-könnte-es-gewesen-sein. Manchmal frage ich mich nur, warum die Figuren ab und an plötzlich den ein oder anderen Satz auf Latein sagen – in so unterschiedlichen Kontexten, dass mir noch immer nicht klar ist, ob es wirklich der Geschichtsnähe oder Charakterisierung der Figuren dienen soll. Das ist aber wirklich Meckern auf hohem Niveau.

Ein weiteres kleines Manko ist für mich, dass sich Elayne hinter dem Label „historische Fantasy“ versteckt. Der Roman ist im Sternensand Verlag erschienen, dessen Schwerpunkt auf Fantasy und Romantasy liegt. Demnach verkauft sich eine historische Fantasy dort sicher besser als ein „normaler“ historischer Roman. Vielleicht ist diese Genreeinteilung auch dem mythischen Hintergrund der Geschichte geschuldet. Fantasy kommt – bis auf eine Vision und eine Sagengestalt, die keine ist – eigentlich nicht in Elayne vor.

Trotz der wenigen kleinen Kritikpunkt hat mir der Roman schöne Lesestunden beschert. Gern hätte ich die Gelegenheit genutzt, auf der Leipziger Buchmesse mit Jessica über ihren Roman zu plaudern und mir den zweiten Band der Reihe von ihr signieren zu lassen. Schade, dass daraus nichts geworden ist.

Fazit

Elayne – Rabenkind ist der gelungene Auftakt zu einer historisch-fantastischen Trilogie, die sich einer eher weniger beachteten Figur des Artus-Mythos annimmt: Elayne von Corbenic. Die lebendige Atmosphäre und eine wundervolle Liebesgeschichte machen diesen Roman lesens- und empfehlenswert.

 


Die Geschichte geht weiter …
  • Elayne – Rabenherz (Sternensand Verlag, März 2019)
  • Gawain – Lichtfalke, Einzelband (Sternensand Verlag, April 2020)

 

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