#Writing Friday – Eintrittskarte für den Nachtzirkus

 

Meine lieben Weltenbummler,
herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe des #Writing Friday. :) Heute geht es um ein Thema, das wohl jede*r Büchsüchtige kennt: Den Stapel ungelesener Bücher. Elizzy von Read Books and Fall in Love hat uns für den Mai unter anderem folgende Schreibaufgabe gestellt:

Welches ist das älteste Buch auf deinem Stapel ungelesener Bücher? Stell es uns vor, wieso hast du es noch nicht gelesen?

Zuerst muss ich euch gestehen: Ja, auch mein SuB ist groß – und ich habe sogar zwei davon. Einen in meinem Buchregal, den anderen auf meinem E-Reader. Dort schlummern so viele literarische Schätze, dass mir der Lesestoff in den nächsten Monaten gewiss nicht ausgehen wird. #bücherhamstern Wie hoch der Stapel genau ist (und ob es nicht an unverschämtest Glück grenzt, dass er mich noch nicht erschlagen hat), darüber breite ich lieber den Mantel des Schweigens. Denn wie heiß es noch si schön: Ein Bücherwurm liest und schweigt … oder so ähnlich.

Ehrlich gesagt kann ich gar nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, welches Buch nun schon am längsten ungelesen bei mir wohnt. Da es beim Writing Friday in erster Linie um Geschichten geht, habe ich euch daher einen Roman mitgebracht, den ich vor Jahren gekauft habe und zu dem ich euch auch eine kleine Geschichte erzählen kann. Nämlich darüber, warum er überhaupt zu mir gefunden hat. 

Darf ich vorstellen: The Night Circus von Erin Morgenstern.

Bildrechte liegen beim Verlag.

The circus arrives without warning. No announcements precede it. It is simply there, when yesterday it was not.

The black sign, painted in white letters that hangs upon the gates, reads:

Opens at Nightfalll

Closes at Dawn

As the sun disappears beyond the horizon, all over the tents small lights begin to flicker, as though the entirety of the circus is covered in particularly bright fireflies. When the tents are all aglow, sparkling against the night sky, the sign appears.

Le Cirque des Rêves

The Circus of Dreams.

Now the circus is open.

Now you may enter.

In diesen Roman, sein bezauberndes Cover und seine magische Geschichte habe ich mich 2012 verliebt – ebenso wie in den Ort, an dem ich ihm zum ersten Mal begegnet bin:  Der Buchhandlung Waterstone’s am Piccadilly Circus in London.

Im Oktober hat es mich damals gemeinsam mit meinem Geschichts-LK und dem Englisch-LK meiner besten Freundin für eine Woche auf Abschlussfahrt in die britische Hauptstadt verschlagen. Es war mein zweiter Besuch in London, einer Stadt, die definitiv einen Platz in meinem Herzen hat: Die Houses of Parliament, Westminster Abbey und und und. Jede Straße, jeder Platz atmet Geschichte. Die ganze Stadt durchweht die Aura der großen Schriftsteller, die sie hervorgebracht hat – der perfekte Ort also für eine Autorin wie mich. :)

Damals hatten wie jeden Tag straffes Programm, aber an einem Nachmittag auch ein paar Stunden, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Waterstone’s am Piccadilly ist ein Ort, den ich einfach nur als magisch bezeichnen kann. So viele Bücher, in denen man sich verlieren kann … Leider hatte ich nur eine knappe Viertelstunde Zeit, um mich umzusehen. Doch die hat genügt, um mich unter anderem in The Night Circus zu verlieben.

Der Roman ist damit gewissermaßen mein Souvenir, das mich an meine Abschlussfahrt erinnert – und an all die spannenden und z.T. nervenraufreibenden Momente, die ich dort erlebt habe. An den Besuch im Globe und ganz besonders auch an den Besuch der Leavesden Studios, in denen man durch die Filmkulissen von Harry Potter wandeln kann.


Der Writing Friday ist eine Aktion von Elizzy von Read Books and fall in Love. Jeden Freitag veröffentlichen einige Blogger*innen, die das Schreiben genau so lieben wie das Lesen, einen kurzen Text. Egal ob Geschichte oder Gedicht, erfunden oder mit persönlichem Bezug – Hauptsache kreativ.

Wenn ihr selbst noch nach Themen sucht, über die ihr schreiben könnt, oder einfach ein bisschen schmökern wollt, dann schaut doch mal bei Elizzy vorbei. Dort findet ihr eine Übersicht aller Teilnehmer, über die Regeln des Writing Friday sowie die aktuellen Schreibthemen. Die anderen würden sich sicher freuen, wenn ihr ihren lesenswerten Blogs einen Besuch abstattet. :)

In meinem letzten Beitrag zur Aktion ging es um eine Liebe, von der nur mehr Staub und Spinnweben blieben.

Eine Auswahl an weiteren Kurzgeschichten, die im Rahmen des Writing Friday entstanden sind, findet ihr ***hier***.

#Writing Friday – Nur mehr Staub und Spinnweben

Meine lieben Weltenbummler,
ganz gleich, ob ihr viel vom Valentinstag haltet oder nicht: ich wünsche euch einen wundervollen Writing Friday. Ich bin kein Fan von kitschigen Liebesgeschichten und habe deshalb schon vor einem Jahr einen Beitrag darüber geschrieben, ob ein Roman auch ohne Liebe funktionieren kann. Trotzdem hat mich von all den Schreibthemen, die Elizzy von Read Books and Fall in Love für den Februar vorgeschlagen hat, ein klassisches Valentinsthema am meisten angesprochen:

Eine rote Rose erzählt aus ihrem Alltag. Berichte davon.

Meine Interpretation dieses Themas ist eher freier ausgefallen – und eher bittersüß denn kitschig. Viel Freude mit meiner roten Rose. Seid heute gut zu euch selbst. :*

Nur mehr Staub und Spinnweben

A Tale as old as time … Eine Geschichte, so alt wie die Zeit. Die durch die Jahrhunderte geht, doch zeitlos ist – und immerfort bleibt. Erzählt in einer Sprache, die ein jedes Herz versteht.

Diese Geschichte, so alt wie die Zeit, handelt von der Liebe. Der wilden, stürmischen, bittersüßen und dornenscharfen Liebe – und ich bin ein Teil von ihr. Doch anders als meinen Schwestern, deren Schönheit nach Tagen vergeht und die langsam, Blütenblatt für Blütenblatt aus dem Leben weichen, dauert meine Geschichte an. Sie beginnt da, wo so viele andere Geschichten beginnen: am Anfang. Und mein Anfang war, als ich sie zum ersten Mal sah.

Ich war nicht die erste meiner Art, die man ihr schenkte. Doch ich war die erste, die ihr jemand schenkte, der ihr so viel bedeutete. Mehr als jeder vor ihm. Der ihr Herz höher schlagen ließ. Höher als jeder vor ihm. Mit dem sich alles so leicht, doch manchmal auch so schwer anfühlte. Leichter als mit jedem anderen. Schwerer als sie auf ihren Schultern zu tragen vermochte.

Es gab keinen Grund dafür, warum er mich kaufte. Keinen besonderen Anlass. Nur den, dass sie so besonders für ihn war.

Ihr Lächeln, als sie mich sah! Ihr hättet ihr Lächeln sehen sollen. Hach, so zart wie eines meiner Blätter. Rührung schimmerte in ihren Augen. In ihren Augen, die mich ansahen, als wäre auch ich etwas Besonderes, obwohl es Milliarden meiner Art gibt, die einander – und mir – gleichen.

Doch für sie war ich es: besonders. Ich brachte sie zum Lächeln, wenn er fort war und sie mich ansah. Erinnerte sie an die zärtlichen Küsse. An drei Worte, gehaucht nur, doch erschütterten sie ihre Welt. An die Wärme und Geborgenheit, die sie empfand, die Wange an seine Brust geschmiegt.

Meine Schwestern vergingen. Doch sie pflegte mich. Trocknete mich. Wollte mich und die Erinnerungen, die ich ihr schenkte, bewahren. Auf immer. Selbst dann noch, als das Glück, das sie dereinst empfand, im Herbststurm entschwand. Als mein Anblick sie gleich Dornenstichen ins Herz traf.

Doch sie behielt mich bei sich. Stellte mich an einen Ort, an dem sie mich nicht mehr so oft zu Gesicht bekam. An dem ich sie nicht immerzu daran erinnerte, was gewesen war: an die Küsse, die gehauchten Worte, die Wärme und Geborgenheit. An all das, was sie verloren hatte.

Sie hat ihren Frieden gemacht. Mit sich. Mit mir.

Hat losgelassen.

Ihr Herz geöffnet. Geöffnet für die Liebe und den bittersüßen Schmerz, den sie mit sich bringt.

Und ich? Ich bin noch immer bei ihr. Eine stumme Erinnerung an damals.

An eine Liebe, die verging.

An eine Liebe, von der nur mehr Staub und Spinnweben blieben.


Der Writing Friday ist eine Aktion von Elizzy von Read Books and fall in Love. Jeden Freitag veröffentlichen einige Blogger*innen, die das Schreiben genau so lieben wie das Lesen, einen kurzen Text. Egal ob Geschichte oder Gedicht, erfunden oder mit persönlichem Bezug – Hauptsache kreativ.

Thema heute: Eine rote Rose erzählt aus ihrem Alltag. Berichte davon.

Wenn ihr selbst noch nach Themen sucht, über die ihr schreiben könnt, oder einfach ein bisschen schmökern wollt, dann schaut doch mal bei Elizzy vorbei. Dort findet ihr eine Übersicht aller Teilnehmer, über die Regeln des Writing Friday sowie die aktuellen Schreibthemen. Die anderen würden sich sicher freuen, wenn ihr ihren lesenswerten Blogs einen Besuch abstattet. :)

In meinem letzten Beitrag zur Aktion ging es um meinen Vorsatz für 2020 – mir mehr Zeit für das zu nehmen, das mich glücklich macht.

Eine Auswahl an weiteren Kurzgeschichten, die im Rahmen des Writing Friday entstanden sind, findet ihr ***hier***.

#Writing Friday – Mehr Zeit für das, was mich glücklich macht

Meine lieben Weltenbummler,
die wundervolle Elizzy von Read Books and Fall in Love lässt es sich nicht nehmen, auch 2020 den Writing Friday mit viel Liebe, Herzblut und tollen Writingprompts zu organisieren. Damit geht die Aktion nun schon in ihr drittes Jahr! Ich freue mich sehr, dass ich seit 2018 (mal mehr mal weniger regelmäßig) Teil dieser schreibverrückten Schar kreativer Bloggerinnen und Blogger bin. Egal ob frei erfunden oder eine wahre Geschichte: Jeder, der Geschichten liebt, wird beim Writing Friday eine Erzählung finden, die ihn fesselt oder sein Herz berührt. Schaut also ruhig auch mal bei all den anderen Schreiberlingen vorbei. :)

Heute erwartet euch ein klassischer Januar-Beitrag zu folgendem Thema: Erzähle von einem Vorsatz für 2020. Wieso willst du dieses Ziel erreichen? Wie sieht dein Plan aus?

Manch einer erinnert sich vielleicht noch daran, dass Elizzy auch im letzten Januar nach einem Vorsatz gefragt hat. Damals habe ich geschrieben, wie schwer es mir fällt, über meine Schreiberfolge zu sprechen. Mich gemeinsam mit euch darüber zu freuen, was ich schon erreicht habe – und stolz darauf zu sein. Fest habe ich mir vorgenommen, mich für meine Träume stark zu machen.

Wenn ich auf die letzten zwölf Monate zurückblicke und auf meine Reise als Autorin, dann kann ich sagen, dass ich an meinem Vorsatz festgehalten habe. Ich bin gewachsen. Langsam zwar, aber ich bin gewachsen. Mutiger und selbstbewusster – und das zeigt sich vor allem darin, dass ich viel offener damit umgehe, dass ich Autorin bin.

Neujahrsvorsätze macht man sich immer dann, wenn man das Gefühl hat, dass irgendetwas nicht so gut gelaufen ist. Wie ich in meinem Jahresrückblick schon geschrieben habe, war 2019 ein anstrengendes Jahr. Aus verschiedenen Gründen. Ich habe viel geschrieben. Sehr viel sogar. Aber dafür das Lesen und das Bloggen vernachlässigt.

Deshalb möchte ich 2020 gern die richtige Balance finden, was die Dinge angeht, die mich glücklich machen. Das ist Schreiben, ganz klar. Aber das ist auch in fremde Welten aus Tinte und Papier einzutauchen. Das ist, mit euch zu teilen, was ich dort erlebt habe. Das ist aber auch, regelmäßig am Writing Friday teil- und mir die Zeit zu nehmen, auch in euren Geschichten zu versinken.

Wie ich diesen Vorsatz in die Tat umsetzen möchte? Nun ja, jetzt wo ich diese Zeilen schreibe, bin ich schon dabei. ^^ Fürs Erste habe ich mir einen groben Blogplan gemacht – und schaue noch nach dem perfekten Wochentag, den ich künftig nutzen will, um einen neuen Beitrag zu schreiben. Damit es (wieder) zur Routine wird. Etwas, worauf ich mich freuen kann und das einen festen Platz in meiner Wochenplanung hat.

Ob mir das gelingen wird? Ihr werdet es lesen – oder eben auch nicht.^^

Wir lesen uns (irgendwann – aber hoffentlich bald)
Eure Anna


Der Writing Friday ist eine Aktion von Elizzy von Read Books and fall in Love. Jeden Freitag veröffentlichen einige Blogger*innen, die das Schreiben genau so lieben wie das Lesen, einen kurzen Text. Egal ob Geschichte oder Gedicht, erfunden oder mit persönlichem Bezug – Hauptsache kreativ.

Thema heute: Erzähle von einem Vorsatz für 2020. Wieso willst du dieses Ziel erreichen? Wie sieht dein Plan aus?

Wenn ihr selbst noch nach Themen sucht, über die ihr schreiben könnt, oder einfach ein bisschen schmökern wollt, dann schaut doch mal bei Elizzy vorbei. Dort findet ihr eine Übersicht aller Teilnehmer, über die Regeln des Writing Friday sowie die aktuellen Schreibthemen. Die anderen würden sich sicher freuen, wenn ihr ihren lesenswerten Blogs einen Besuch abstattet. :)

In meinem letzten Beitrag zur Aktion habe ich euch ein Schauermärchen erzählt – passen zu All Hallows Eve im Oktober.

Eine Auswahl an weiteren Kurzgeschichten, die im Rahmen des Writing Friday entstanden sind, findet ihr ***hier***.

#Writing Friday – All Hallows Eve | Halloween Special

 

Hallo Weltenbummler,
In den letzten Wochen habe ich euch hier auf dem Blog in die Welt von Wellensang entführt, meines historischen Romans, der Anfang November im Burgenwelt Verlag erscheinen wird. Heute wird es zur Abwechslung wieder mal Zeit für den Writing Friday!

Der Oktober ist für mich traditionell der Monat, in dem es schaurig zugeht. Deshalb steht auch der heutige Writing Friday ganz im Zeichen des Schaurigen. Wer Lust auf noch mehr Gänsehaut hat, dem empfehle ich die Kurzgeschichte In den Nebeln versunken. Zartbesaiteten lege ich ein Märchen über einen kleinen Kürbis ans Herz, das letztes Jahr vor Halloween entstanden ist: Nicht besonders.

Nun wünsche ich euch aber erst mal viel Spaß mit All Hallows Eve!


All Hallows Eve

Der flackernde Lichtkegel der Laterne, die Fletscher ausgestreckt vor sich hielt, entriss der Dunkelheit kaum mehr als wenige Schritt des Bodens rund um seine abgewetzten Stiefel. Er überzog das gusseiserne Tor mit dem Glanz flüssigen Goldes.
Fletschers gichtkranke Finger schlossen sich mit einer Kraft, die er längst verloren zu haben glaubte, um eine der Streben. So fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Leicht, kaum stärker als ein Windhauch, der durchs Laub streicht, drückte er dagegen. Leise quietschend schwang einer der Torflügel auf, als habe er nur auf Fletschers Berührung gewartet. Sie herbeigesehnt, war er doch der einzige, der dem Tor und dem, was hinter ihm lag, Aufmerksamkeit schenkte.
Nur in einer einzigen Nacht.

All Hallows Eve.

Seufzend zog Fletscher den Hut tiefer in die Stirn, hob die Laterne höher und tat einen Schritt nach vorn. Dunkle Schemen hoben sich tiefschwarz vor dem dämmerblauen Horizont ab, ragten aus dem Erdreich empor gleich abgebrochenen Zähnen. In seiner Jugend hatte er sich ausgemalt, es wären die Zähne eines Ungeheuers, das vor Äonen zu Stein erstarrte und nun in den Eingeweiden der Erde vergraben auf seine Erweckung warte.
Heute, im Winter seines Lebens, wusste er es besser. Wusste, dass es keine Ungeheuer gab. Dass die Schatten, die im Mondlicht tanzten, nichts weiter waren als Schatten.
Nur in einer einzigen Nacht nicht.

All Hallows Eve.

Gebeugt unter der Last der Jahre und der Verantwortung, die auf seinen Schultern lastete, schlurfte er weiter. Folgte dem ausgetretenen, schmalen Pfad vorbei an Grabsteinen und Kreuzen. Vorbei an Inschriften und Jahreszahlen, Stein gewordenen Erinnerungen, die älter waren als er Jahre zählte. Dennoch waren sie im Laufe der Zeit auch zu seinen Erinnerungen geworden. Erinnerungen, die ihm in dieser Nacht Gesellschaft leisteten – bis er seine Pflicht erfüllt hätte.
Mondlicht marmorierte die Wolkendecke, zeichnete ihre Konturen rötlich fahl nach. Der Wind frischte auf, trieb die Wolken weiter, bis sie den Blick auf den Mond freigaben, der rund und voll und wie von frischem Blut überzogen am Himmel stand. Beinahe schien es, als throne er in der Krone der Trauerweide, die ihre langen Zweige sacht im Wind wiegte.

Blutmond an All Hallows Eve.

Fletscher trat näher. Efeu rankte sich um den Stamm, so fest, als wolle er den Baum erdrosseln. Er legte eine Hand an die raue Rinde. Begrüßte die Weide wie einen alten Freund. Denn das waren sie in all den Jahren, in denen er hierherkam, geworden: Freunde. Der Schrei eines Kauzes löste sich aus der Stille der Nacht.
Ein Lächeln umspielte Fletschers pergamentdünne Lippen. Behutsam stellte er die Laterne auf einen flachen Stein. Schloss die Blende grade so weit, dass noch ein schmaler Streifen Licht hindurch sickerte, der sich in die Dunkelheit und auf den Pfad ergoss, auf dem er hergekommen war.
Dann setzte er sich selbst zu Füßen der Weide, lehnte sich an sie. Sie würden kommen. Das taten sie immer. Seit tausenden von Jahren. Und auch in tausenden von Jahren würden sie kommen. Doch dann, so dachte Fletscher nicht ohne einen Anflug von Wehmut, bin ich längst nicht mehr hier.
Dann gäbe es jemand anderen, der hierher auf den Friedhof käme. Hierher käme und wartete, bis sie kämen. Der über sie wachte, sie sicher wieder auf die andere Seite geleitete, hätten sich die Tor erst geöffnet.
In einer Nacht wie dieser.
An All Hallows Eve.


Der #Writing Friday ist eine Aktion von Elizzy von Read Books and fall in Love. Jeden Freitag veröffentlichen einige Blogger*innen, die das Schreiben genau so lieben wie das Lesen, einen kurzen Text. Egal ob Geschichte oder Gedicht, erfunden oder mit persönlichem Bezug – Hauptsache kreativ.

Thema heute: Schreibe eine Geschichte und verwende folgende Begriffe: erdrosselt, vergraben, blutig, Schrei, Blutmond.

Wenn ihr selbst noch nach Themen sucht, über die ihr schreiben könnt, oder einfach ein bisschen schmökern wollt, dann schaut doch mal bei Elizzy vorbei. Dort findet ihr eine Übersicht aller Teilnehmer, über die Regeln des #Writing Friday sowie die aktuellen Schreibthemen. Die anderen würden sich sicher freuen, wenn ihr ihren lesenswerten Blogs einen Besuch abstattet. :)

In meinem letzten Beitrag zum Writing Friday ging es um weise Worte: Das Motto meines Autorenlebens.

Eine Auswahl an weiteren Kurzgeschichten, die im Rahmen des #Writing Friday entstanden sind, findet ihr ***hier***.

#Writing Friday – Weise Worte

 

Hallo Weltenbummler,
lang lang ist er her, mein letzter Beitrag zum Writing Friday. Mir hat es ganz schön gefehlt, Teil der Aktion zu sein. Ich hoffe, dass ich jetzt wieder regelmäßiger dazu kommen werde, mich den tollen Schreibthemen von Elizzy zu widmen.

 

… das würde wohl auf einer Postkarte mit Lebensweisheiten stehen, wenn ich eine entwerfen würde. Ganz schön lang, ich weiß. Aber seit ich diesem Zitat von William Faulkner vor Jahren begegnet bin, lässt es mich nicht mehr los.

Ich muss zugeben, dass ich ein ehrgeiziger Mensch bin – in einem gesunden Rahmen. Klar schaue ich nach links und rechts, was andere Autoren oder Blogger schon Bewundernswertes erreicht haben. Dann bin ich beeindruckt – und manchmal auch ein bisschen neidisch.

Doch in solchen Situationen erinnere ich mich an das Zitat von Faulkner. Dann weiß ich: Letzten Endes kommt es gar nicht darauf an, besser zu sein als die anderen. Viel wichtiger ist es, dass ich im Rahmen meiner Möglichkeiten das Beste aus mir herausgeholt und mich bemüht habe, über meine Grenzen hinauszugehen. Denn nur so kann ich mich weiterentwickeln.

Wir lesen uns,
Eure Anna


Der #Writing Friday ist eine Aktion von Elizzy von Read Books and fall in Love. Jeden Freitag veröffentlichen einige Blogger*innen, die das Schreiben genau so lieben wie das Lesen, einen kurzen Text. Egal ob Geschichte oder Gedicht, erfunden oder mit persönlichem Bezug – Hauptsache kreativ.

Thema heute: Du entwirfst Postkarten mit Lebensweisheiten darauf. Was würde auf einer davon stehen? Lebst du danach?

Wenn ihr selbst noch nach Themen sucht, über die ihr schreiben könnt, oder einfach ein bisschen schmökern wollt, dann schaut doch mal bei Elizzy vorbei. Dort findet ihr eine Übersicht aller Teilnehmer, über die Regeln des #Writing Friday sowie die aktuellen Schreibthemen. Die anderen würden sich sicher freuen, wenn ihr ihren lesenswerten Blogs einen Besuch abstattet. :)

In meinem letzten Beitrag zum Writing Friday hat mein Blog das Ruder in die Hand genommen – und sich unter anderem darüber beschwert, dass es hier in letzter Zeit so ruhig ist.

Eine Auswahl an weiteren Kurzgeschichten, die im Rahmen des #Writing Friday entstanden sind, findet ihr ***hier***.

#Writing Friday – Bekenntnisse eines Buchblogs

 

Hallo Weltenbummler,
eben ist mir etwas ungemein Seltsames passiert: Da wollte ich grade einen Beitrag für den heutigen Writing Friday schreiben und stelle verwundert fest, dass tatsächlich schon ein Post geplant war! Verfasst von niemand geringerem als meinem eigenen Blog. :O Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich darüber nicht schlecht gestaunt habe. Noch mehr über das, was er mir in einer Art offenem Brief geschrieben hat, in dem mich an seiner momentanen Gefühlslage Anteil haben lässt.

Wie auch immer ihm gelungen ist, diesen Text zu schreiben – seine Bekenntnisse darf und möchte ich euch nicht vorenthalten. Lest und staunt!


Bekenntnisse eines Buchblogs

Hallo Weltenbummler – und natürlich auch dir hallo, Anna!
Sicherlich wartet ihr schon auf eine neue Geschichte zum Wiriting Friday. Da muss ich euch leider enttäuschen. Heute übernehme ich das Steuer, die Welt aus Tinte und Papier. Aber, hey, so bekommt ihr wenigstens etwas zu lesen. Immerhin besser als gar nichts, denn Anna hätte es heute – so wie in den vergangenen Wochen – sicher wieder nicht geschafft, diese Seite mit Inhalt zu füllen. (Stellt euch hier einfach vor, wie ich mit den Augen rolle. Ich bin ein Blog, ich bin gestaltlos, aber … ach, ist ja auch egal. Stellt es euch einfach vor. *augenroll*)

Hach, ihr ahnt ja gar nicht, wie ich mich fühle. Ich liebe Bücher – egal wie dick oder dünn sie sind, egal ob elektronisch oder gedruckt, Fantasy, Historisch und welche Genres die Literatur noch so zu bieten hat – und deshalb in ich froh, ein Buchblog sein und euch ganz besondere Romane vorstellen zu dürfen. Aber … Anna trübt meine Freude momentan ein bisschen. Stellt euch nur mal vor, die Rezension, die sie in diesem Monat veröffentlicht hat, war die erste seit November. November! (Stellt euch hier einfach vor, dass ich mich empört-genervt anhöre. Könnt ihr das bitte für mich tun, ja?)

Ich meine, ich will mich ja nicht beschweren, aber … ich trage meinen Untertitel „Buch- und Autorenblog“ mit Würde und einem gewissen Stolz. Doch in letzter Zeit höre ich hier die Grillen immer lauter Zirpen (Könnt ihr sie auch hören? Das könnt ihr, oder?) und Pampasgras fegt im heißen Wüstenwind über die verwaisten Seiten, kurz vor dem Showdown in … Oh, da geht wohl die Phantasie ein bisschen mit mir durch.

Jedenfalls habe ich ja Verständnis dafür, dass Anna viel um die Ohren hat. Sie steckt mit ihren Gedanken in ihren Romanprojekten, kniet sich richtig rein und schreibt und schreibt. Und ich … bleibe dabei auf der Strecke. Ich fühle mich momentan einsam und … missachtet. Als hätte sie mich gar nicht mehr so lieb wie früher. Als wäre ich nur noch ein Klotz an ihrem Bein, eine lästige Pflicht, der sie ab und an nachkommen muss. (Habt ihr grade „Ooooohhhh!“ gesagt? Danke für euer Mitgefühl.)

Bevor ihr jetzt Sturm lauft und Annas Mail-Postfach mit Beschwerden flutet: Ich weiß ja, dass dem nicht so ist. Irgendwann kümmert sie sich sicher wieder intensiver um mich. Ich weiß nämlich auch, dass ihr das Bloggen noch immer Spaß macht. Und bis dahin genieße ich die Aufmerksamkeit, die sie mir schenkt, in vollen Zügen. Und eure Likes und Kommentare natürlich auch! Ihr ahnt ja gar nicht, wie wohltuend sie für eine geschundene Blogseele wie meine sind!

Und vielleicht – darauf wage ich tatsächlich zu hoffen – nimmt Anna (Ich weiß, dass du das hier liest!) sich auch endlich die Zeit, mich ein bisschen aufzuhübschen und zu aktualisieren. Über die ein oder andere Seite, die sie zum Beispiel mit ihren Schreibprojekten und Tipps füllen könnte, würde ich mich sehr freuen.

Bis dahin hoffe ich, dass ihr auch im Bestand meiner alten Beiträge etwas zum Stöbern und Verweilen entdeckt.

Wir lesen uns,
Eure Welt aus Tinte und Papier


Der #Writing Friday ist eine Aktion von Elizzy von Read Books and fall in Love. Jeden Freitag veröffentlichen einige Blogger*innen, die das Schreiben genau so lieben wie das Lesen, einen kurzen Text. Egal ob Geschichte oder Gedicht, erfunden oder mit persönlichem Bezug – Hauptsache kreativ.

Thema heute: Schreibe über die Gefühle deines Blogs.

Wenn ihr selbst noch nach Themen sucht, über die ihr schreiben könnt, oder einfach ein bisschen schmökern wollt, dann schaut doch mal bei Elizzy vorbei. Dort findet ihr eine Übersicht aller Teilnehmer, über die Regeln des #Writing Friday sowie die aktuellen Schreibthemen. Die anderen würden sich sicher freuen, wenn ihr ihren lesenswerten Blogs einen Besuch abstattet. :)

In meiner letzten Geschichte habe ich euch in die Nebel und damit in ein klassisches Schauermärchen entführt. Hier geht’s zur Kurzgeschichte In den Nebeln versunken.

Eine Auswahl an weiteren Kurzgeschichten, die im Rahmen des #Writing Friday entstanden sind, findet ihr ***hier***.

#Writing Friday – In den Nebeln versunken

 

Hallo Weltenbummler,
in den letzten Wochen ist es hier sehr ruhig geworden. Deshalb freue ich mich umso mehr darüber, euch heute wieder eine Geschichte erzählen zu können. Die Aufgabe, die ich mir heute für den Writing Friday ausgesucht habe, lautet wie folgt:

Beschreibe so genau wie möglich ein altes verlassenes Haus, das sich in einer Moorlandschaft befindet. Versuche dabei, folgende Wörter mit in deinen Text einzubauen: Kaffebohnen, rubinrot, Familiengeheimnis und versunken.

Gut, möglicherweise bin ich … etwas abgeschweift, denn Ediths Geschichte hat sich irgendwie verselbstständigt. Aber lest am besten selbst. Viel Freude!


In den Nebeln versunken

Edith schlug den Kragen gegen den auffrischenden Wind und den Regen, den er in langen Fäden vor sich hertrieb, höher. Kälte kroch mit klammen Fingern unter ihren Mantel, ließ die junge Frau bis in ihr Innerstes erbeben. Eng schlang sie die Arme um den Leib, als könne sie so den letzten Funken Wärme, der ihr geblieben war, daran hindern, sie zu verlassen. Als könne sie so das Unbehagen fernhalten, das sich mit jeder Minute, die verstrich, näher an sie heranpirschte.
Er ist zu spät.
Vor exakt dreiundsiebzig Minuten war sie mit ihrem Koffer aus der Dampflok gestiegen – und anders, als ihr Mrs Heathburn in dem Brief, in dem sie Edith ihre neue Stelle zusicherte und ihr gemeinsam mit dem Fahrschein auch ihre besten Wünsche übermittelte, zugesichert hatte, wartete niemand am kleinen Bahnhof von Oakbridge auf sie. Ganz im Gegenteil schien es ihr, als sei sie die einzige Menschenseele weit und breit, die einsam und verlassen dem Wetter trotzte.
Quälend langsam ruckte der Minutenzeiger der Wanduhr eine Position weiter. Der freundliche Herr, der im Bahnhofshäuschen arbeitete, Fahrkarten verkaufte und Auskunft gab, war schon vor einer Weile nach Hause gegangen. Ihr Zug, hatte er erklärt, sei der letzte, der Oakbridge an diesem Tag ansteuerte. Der nächste käme erst am folgenden Morgen.
Nun stand Edith also einsam und verlassen am Bahnsteig. Einsam bis auf die Spinnenweben, die gleich gesponnenem Nebel zwischen den schweren Balken über ihr baumelten. Ihren ersten Tag als neues Hausmädchen bei den Heathburns hatte sie sich wahrlich anders ausgemalt!
„Miss Edith?“
Überrascht fuhr sie zusammen.
„Verzeiht, dass ich Sie so lange habe warten lassen.“ Ein Mann schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln, das von Herzen kam. Regen rann aus seinem buschigen Schnäuzer, tropfte von der Krempe des Huts, den er unschlüssig in den Händen hielt, vor seine schlammigen Schuhspitzen. Das Wasser hatte seinem Mantel die Farbe dunkler Kaffeebohnen verliehen. „Ich weiß, ich hätte längst hier sein müssen, allerdings ist mir ein Rad an der Kutsche gebrochen.“ Dem armen Kerl, der sich ihretwegen durch das Unwetter gekämpft hatte und nun bis auf die Knochen durchnässt war, stand die Scham ins Gesicht geschrieben.
„Schon gut, Mr ….“
„McDermid.“
„Also, Mr McDermid, nun sind Sie ja hier.“ Edith erwiderte sein Lächeln, als er ihren Koffer nahm und ihr den Arm bot. Bereitwillig hakte sie sich unter und ließ sich von ihm zur Kutsche führen.
„Ich hoffe, Sie dachten nicht, dass ich Sie hier die ganze Nacht über stehen lasse“, lachte er, als er Edith in das Gefährt half.
„Keineswegs, Sir“, flunkerte sie höflich.
„Dann“, er schloss die Tür, schenkte ihr ein tiefes Lächeln, „hätte Mrs Heathburn mir auch ordentlich die Hölle heiß gemacht, dessen können Sie sich gewiss sein.“ Er zwinkerte verschwörerisch.
Hitze kroch in Ediths Wangen, doch Mr McDermid hatte ihr längst den Rücken gekehrt. Polternd erklomm er den Kutschbock. Ruckend setzte sich das Gefährt in Bewegung.
Mit einem erleichterten Seufzen ließ Edith sich ins weiche Polster sinken, das mit rubinrotem Stoff überzogen war. Vor dem Fenster ließ der Regen nach, bis er schließlich ganz aufhörte.
Beruhigt und zugleich aufgeregt wegen dessen, was sie wohl im Anwesen der Heathburns erwarten mochte, betrachtete Edith die verschlafene Landschaft Südenglands, die an ihr vorbeizog. Vereinzelt lockerte die dunkle Wolkendecke auf. Sie schien so bleiern, dass sie beinahe die Wipfel des Wäldchens, auf das Mr McDermid zuhielt, berühren mochte. Die Abendsonne überzog alles mit einem rötlichen Glanz, lud zarte Nebelschleier zum Tanz. In der Ferne grollte Donner.
„Bevor wir in ein weiteres Unwetter geraten“, rief Mr McDermid vom Kutschbock aus nach hinten, „nehme ich die Abkürzung durch den Wald, am alten Haus Rothland vorbei.“
Prickelnd stellten sich die feinen Haare an Ediths Armen auf. Zitterte McDermids Stimme? Oder hatte sie sich das nur eingebildet?
Bald passierte ihr Gefährt den Waldsaum. Sofort wurde es merklich dunkler. Edith fröstelte. Knorrige Äste ragten auf den Pfad, kratzten an der Kutsche entlang. Ihr schien es, als reckten sie sich nach ihr, wollten sie in die Schatten zwischen den Moos bewachsenen Stämmen zerren …
Mit einem Mal lichtete sich der Wald. Die Lippen in Staunen geöffnet, lehnte sich Edith näher ans Fenster. Ein Herrenhaus schälte sich aus den Nebeln, die immer dichter über Mooren und Gräsern tanzten. Blind und dunkel blickten ihr seine unzähligen Fenster entgegen. Die Glut der sinkenden Sonne, die sich einen Weg durch die Wolkendecke brach, nistete in ihnen als seien sie Pforten in die Unterwelt. Efeu erklomm die aus groben Steinen gefügten Wände. Immer näher rückte der Wald an den einst stolzen Wohnsitz heran, dessen frühere Pracht nur noch eine Erinnerung war, die mit jedem Tag mehr und mehr verblasste. Ein seltsamer Schimmer umgab das baufällige Gebäude.
Auch, als die Kutsche längst an dem Anwesen vorbei war, blickte sie noch immer zurück, solange, bis es hinter ihr in den dichten Nebeln versunken war. Edith schluckte ihr Unbehagen herunter. Ein Haus wie dieses erinnerte sie unweigerlich an die Schauermärchen, die sie so gern las – sehr zum Missfallen ihrer Mutter. Und aus den Geschichten wusste sie, dass solche Häuser immer irgendein düsteres Familiengeheimnis bargen.
„Miss Edith?“ Mr McDermid hatte die Kutschtür geöffnet, ohne, dass sie es bemerkt hatte. Erwartungsvoll streckte er ihr die Hand entgegen. „Wir sind da. Willkommen auf dem Anwesen der Heathburns.“ Ein Blitz zuckte über den Himmel. Für einen Herzschlag nahm Mr McDermids verbindliches Lächeln einen beinahe wahnsinnigen Zug an. Der Eindruck verschwand so rasch, dass Edith ihn sich ebenso gut nur eingebildet haben mochte.


Der #Writing Friday ist eine Aktion von Elizzy von Read Books and fall in Love. Jeden Freitag veröffentlichen einige Blogger*innen, die das Schreiben genau so lieben wie das Lesen, einen kurzen Text. Egal ob Geschichte oder Gedicht, erfunden oder mit persönlichem Bezug – Hauptsache kreativ.

Wenn ihr selbst noch nach Themen sucht, über die ihr schreiben könnt, oder einfach ein bisschen schmökern wollt, dann schaut doch mal bei Elizzy vorbei. Dort findet ihr eine Übersicht aller Teilnehmer, über die Regeln des #Writing Friday sowie die aktuellen Schreibthemen. Die anderen würden sich sicher freuen, wenn ihr ihren lesenswerten Blogs einen Besuch abstattet. :)

In meiner letzten Geschichte habe ich euch von Jack erzählt, der mit einem Magier … nichts als Scherereien hat.

Eine Auswahl an weiteren Kurzgeschichten, die im Rahmen des #Writing Friday entstanden sind, findet ihr ***hier***.

#Writing Friday – Nichts als Scherereien

 

Jack griff zu seinem Schwert und zögerte dann doch, denn mit einem Mal erschien es ihm nicht mehr so klug, die Klinge zu ziehen. Unschlüssig ruhte seine Hand auf dem Schwertknauf. Doch statt ihm ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln oder seinen Herzschlag zu beruhigen, verstärkte das Gewicht der Waffe an seiner Seite seine Anspannung nur. Er erinnerte sich noch lebhaft daran, was beim letzten Mal geschehen war, als er auf das Schwert hatte zurückgreifen müssen. Dass ein Magier keine normale Klinge sein eigen nannte, damit hatte er gerechnet. Aber das konnte er nun wirklich nicht kommen sehen.
Verfluchter Stahl. Verfluchter Stolz. Und auch meine große Klappe soll verflucht sein!
Hätte er sich doch nie auf dieses Wagnis eingelassen! Gewiss hätte er seine Schulden bei diesem dreimalverhassten Halsabschneider auch anders loswerden können. Aber nein. Als er den alten Magier sich im Undichten Fass über seinen Verlust hatte beklagen hören, konnte er einfach nicht anders. Die fürstliche Belohnung, die er demjenigen in Aussicht stellte, der ihm seine Waffe zurückbrachte, hatte – neben den drei bis vier Humpen Bier, die Jack an jenem Abend bereits genossen hatte – ihr übriges getan.
Misch dich bloß nie wieder in die Angelegenheiten von Magischen ein, Jack. Wie Oma immer zu sagen pflegte: Zauberer bringen nichts als Scherereien.
Angespannt leckte er sich über die Lippen, lauschte in die Stille. Die ganze Festung schien auf den Beinen. Ihre Besatzung durchkämmte jeden Winkel nach dem Dieb, der es gewagt hatte, sich bei Nacht hinter die schützenden Mauern zu schleichen und einen Schatz zu entwenden, an dem wohl nicht nur der alte Magier ein berechtigtes Interesse zu haben schien.
Eng presste sich Jack ans grob behauene Mauerwerk, bemühte sich mit der samtenen Dunkelheit innerhalb der Nische zu verschmelzen, in die er sich geflüchtet hatte. Schwere, Eisen beschlagene Stiefel polterten an seinem Versteck vorbei. Gegrunzte Befehle und wütendes Schnauben hallten von den Wänden wider.
Als es ruhiger wurde, wagte Jack, einen Blick aus seinem Versteck zu werfen. Niemand zu sehen – und zu hören. Vielleicht haben sie ihre Suche in diesem Teil der Festung fürs Erste beendet. Hoffnung keimte in seinem Herzen. Ein trügerisches Gefühl vorläufiger Sicherheit. Nur noch die Treppe herunter ins Verließ, durch den Geheimgang … und schneller, als ich zu hoffen wage, sitze ich neben dem Alten im Undichten Fass.
Tief atmete er durch, dann wagte er sich tatsächlich auf den Gang hervor. Im flackernden Fackelschein huschten Schatten über die rauen Wände, die Jacks strapazierten Nerven vorgaukelte, dass die Gefahr näher wäre, als er sie wähnte.
Gerade, als er dachte, er hätte, das Schlimmste hinter sich, machte der Korridor, dem er folgte, eine scharfe Biegung. Erstaunt stolperte er in einen Suchtrupp. Eine Schar bis an die Zähne bewaffneter Oger starrte ihm aus tumben Gesichtern entgegen. Ihr Anführer fackelte nicht lang, sondern schwang seine gewaltige Keule in Jacks Richtung. Diesem gelang es eben noch so, dem Hieb auszuweichen.
Wie von selbst fand Jacks Hand den Schwertgriff. Mit einem metallischen Schaben glitt die Klinge aus der Scheide – und plärrte augenblicklich los: „Räudiger Diiiiieeeeb!“
Der Schrei ging in ein entsetztes Kreischen über, als der Stahl einem Gegner in die Kniekehle drang und ihn fällte. Der Gang war so eng, dass seine Kumpane nicht einfach an ihm vorbeidrängen konnten.
Auf dem Absatz machte Jack kehrt, das Schwert noch immer in der Hand. „Iiihhhhh, Ogerblut“, echauffierte sich dieses. „Was bist du nur für ein Widerling!“
„Halt deine verdammte Klappe“, knurrte Jack ungehalten, „oder willst du, dass sie uns finden und kurzen Prozess mit uns machen?“
„Mit dir, meinst du wohl. Ich bin zu kostbar um …“
„… als Trollzahnstocher benutzt zu werden?“, fuhr Jack der verzauberten Klinge dazwischen.
„Za-Zahnstocher?“, jammerte die Klinge.
„Da ist dir der alte Zauberer sicher lieber.“
„Ja. Ja, gewiss doch!“
„Dann! Sei! Endlich! Still!“, presste Jack mühsam beherrscht zwischen den Zähnen hervor. Zum ersten Mal, seit er eine Hand an den verfluchten Stahl gelegt hatte, gab dieser keine Widerworte. Vielleicht käme Jack doch noch mit heiler Haut davon. Er konnte es kaum erwarten, das schwatzhafte Schwert seinem Besitzer zurückzugeben. Sollte der sich doch damit herumzuschlagen! Jack für seinen Teil hatte seine Lektion gelernt. Wie Oma immer zu sagen pflegte: Zauberer bringen nichts als Scherereien.


Der #Writing Friday ist eine Aktion von Elizzy von Read Books and fall in Love. Jeden Freitag veröffentlichen einige Blogger*innen, die das Schreiben genau so lieben wie das Lesen, einen kurzen Text. Egal ob Geschichte oder Gedicht, erfunden oder mit persönlichem Bezug – Hauptsache kreativ.
Wenn ihr selbst noch nach Themen sucht, über die ihr schreiben könnt, oder einfach ein bisschen schmökern wollt, dann schaut doch mal bei Elizzy vorbei. Dort findet ihr eine Übersicht aller Teilnehmer, über die Regeln des #Writing Friday sowie die aktuellen Schreibthemen. Die anderen würden sich sicher freuen, wenn ihr ihren lesenswerten Blogs einen Besuch abstattet. :)

Thema heute: Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz beginnt: „Jack griff zu seinem Schwert und zögerte dann doch, denn …“

Eine Auswahl an weiteren Kurzgeschichten, die im Rahmen des #Writing Friday entstanden sind, findet ihr ***hier***.

#Writing Friday – Sich für seine Träume stark machen

Liebe Weltenbummler,
der Writing Friday geht in die nächste Runde – und mit gehöriger Verspätung bin auch ich wieder mit dabei. Wie schon 2018 stellt uns Elizzy von Read Books and Fall in Love jede Woche einen kleinen Writingpromt, zu dem eine Reihe von Blogerinnen und Bloggern kreativ wird. Egal ob frei erfunden oder eine wahre Geschichte: Freunde guter Erzählungen werden beim Schmökern der unterschiedlichen Texte sicher auf ihre Kosten kommen. Schaut daher ruhig auch bei den anderen Schreiberlingen vorbei! :)

Anders, als ihr es aus dem vergangenen Jahr von mir gewohnt seid, präsentierte ich euch in meinem ersten Beitrag keine fiktive Erzählung. Vielmehr geht es um etwas sehr Persönliches:

Erzähle von einem Vorsatz für 2019.

Wieso willst du dieses Ziel erreichen? Wie sieht dein Plan aus?


Der Januar ist zwar schon ein paar Tage alt, aber für (gute) Vorsätze ist es nie zu spät. Vor allem nicht in einem Jahr wie diesem, in dem mich einige aufregende Dinge erwarten. Vielleicht habt ihr es schon mitbekommen: Im Herbst wird ein lang gehegter Herzenswunsch für mich in Erfüllung gehen, denn ich werde meinen ersten Roman in einem (Klein)Verlag veröffentlichen.

Das Schreiben begleitet mich nun schon seit einigen Jahren und ist für mich mehr als nur ein Hobby. Es ist Leidenschaft und Erfüllung zugleich. Allein der Gedanke daran, dass ich meine Erzählung bald mit euch teilen darf, lässt mein Herz vor Freude höher schlagen. Gleichzeitig schüchtert mich diese Aussicht aber auch ein. Da ist diese leise Stimme in meinem Innern, die mir unablässig zuraunt, die unablässig Zweifel säht. Ganz egal, wie oft und wie laut sie auch versuchen wird, mich runterzuziehen: Ich werde nicht auf sie hören. Denn für 2019 habe ich mir ein großes und wichtiges Ziel gesetzt:

Ich werde mich für meine Träume stark machen.

Dazu gehört allerdings mehr, als bloß die leisen Selbstzweifel zum Verstummen zu bringen, die wir sicher alle kennen.

Sich für seine Träume stark zu machen, heißt auch, stolz auf das zu sein, was man erreicht hat. Ich bin von Natur aus eher jemand, dem es schwer fällt, über seine „Erfolge“ (was auch immer man darunter verstehen mag) zu reden. Dass ich meinen ersten Romanvertrag unterzeichnet habe, habe ich auch erst Tage später gepostet. Und auch jetzt, wo ich hier sitze und darüber schreibe, fühlt es sich für mich seltsam an. Es ist ja nicht so, dass ich augenblicklich vom Blitz erschlagen werde, nur weil ich euch mal von meinen aktuellen Projekten erzähle (zumindest hoffe ich das – bislang ist es jedenfalls (noch) nicht geschehen^^).

Ja, es fällt mir schwer darüber zu plaudern. Vielleicht, weil ich das Gefühl habe, dass es niemanden interessiert und es so viele andere tolle Autoren und Geschichten da draußen gibt.

Mich für die Romane anderer zu begeistern und meine Begeisterung zu teilen, sie in die Welt hinauszuposaunen, fällt mir gar nicht schwer. Ganz im Gegenteil. Ich wünsche mir, dass mir das auch bei meinen Erzählungen gelingt. Daran werde ich arbeiten. Langsam meine Scheu ablegen. Einen Schritt nach dem anderen gehen.  Wenn ich mich nicht für meine Geschichten, für meine Träume stark mache, wer soll es dann tun?

Wir lesen uns,
eure Anna

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Eine Auswahl an Kurzgeschichten, die im Rahmen des #Writing Friday entstanden sind, gibt es ***hier***.

#Writing Friday – Nicht besonders

Es war einmal ein Kürbis. Kein besonders großer Kürbis. Etwa so groß, dass er in meine Handflächen passt, wenn ich sie zu einer Mulde aneinanderlege. Nicht perfekt gerundet. Zum Stiel hin, der sich in einem sanften Bogen wölbte, schlanker. Nein, auf den ersten Blick mochte dieser Kürbis nicht besonders scheinen, wie er fernab von aller Aufmerksamkeit auf dem überwucherten Komposthaufen vor sich dahin wuchs.
Doch der Anschein trügte.
Jeden Tag besuchte seine Freundin Spitzmaus den kleinen Kürbis. Erzählte ihm von ihrem Tag, den Dingen, die sie bei den Menschen gesehen und erlebt hatte. Eines Herbstabends, als die Sonne sank und ihre Glut den Kürbis in sanftgoldenen Schimmer hüllte, da kam sie aufgeregt zu ihm gelaufen.
„Kürbis!“ Quiekte sie, als sie über seinen gewundenen Stiel schlitterte, wie sie es für gewöhnlich zu tun pflegte. Sie schoss auf eines der Blätter, das sich unter ihrem Gewicht neigte und sie sanft auf dem Boden absetzte. „Kürbis“, keuchte sie ganz außer Atem, „du glaubst ja nicht, was ich gesehen habe.“
„Nun beruhig dich erstmal.“ Der kleine Kürbis wackelte mit den Blättern. „Wir haben noch den ganzen Abend Zeit zu erzählen.“
Spitzmaus holte tief Luft, hüpfte aufgeregt vor ihm auf und ab. „Da … da war ein Kürbis. So einer wie du.“
„Wie ich?“, fragte der kleine Kürbis hoffnungsvoll.
„Ja! Ja!“ Spitzmaus setzte sich auf die Hinterbeine. „Eine Fee hat ihn besucht und – stell dir nur vor! – sie hat ihn in eine Kutsche verwandelt.“ Aufgeregt erzählte Spitzmaus weiter. Von einer Prinzessin. Einem Ball. Der kleine Kürbis glaubte, eine Spur Stolz in ihrem Tonfall zu hören, als sie ihm von den Mäusen berichtete, die die Fee in Pferde verwandelte, damit sie die Kürbiskutsche zogen. „Ist das nicht aufregend?“ Mit ihren winzigen Pfoten klopfte sie sacht an seine Schale.
„Ja“, seufzte der kleine Kürbis und ließ die Blätter hängen. In seinem Leben gab es keine Feen, die ihn in eine Kutsche verwandelten. In seinem Leben gab es nicht mal einen anderen Kürbis. Nur diesen Komposthaufen – und seine treue Freundin Spitzmaus.
„Kleiner Kürbis?“, fragte sie leise. „Ist alles in Ordnung.“
Er nickte tapfer.
„Ich … ich wollte dich nicht traurig machen.“ Eng schmiegte sie sich an ihn. Das Gefühl ihrer Wärme an seiner Schale war tröstlich. „Ich wusste nicht …“
„Gräm dich nicht, Spitzmaus. Das ist eine wundervolle Geschichte, von der wir beide heute Nacht träumen können.“
Eine Geschichte, dachte der kleine Kürbis traurig, mehr auch nicht.

„Dideldidumm, dideldidai.“
Seltsame Geräusche schreckten den kleinen Kürbis aus dem Schlaf. Der Garten lag in Silberlicht getaucht. Doch da! Näherten sich da nicht kleine Funken über den Rasen?
Der kleine Kürbis mochte seinen Augen nicht trauen, als die schwirrenden Lichtpunkte auf ihn zuhielten.
„Ah“, begrüßte ihn eine glockenhelle Stimme, „kleiner Kürbis, hast du ausgeschlafen?“
„Aus-“
„Ja, ja“, erklärte eine zierliche Frau, die mit hauchzarten, schillernden Flügeln vor ihm schwirrte. „Du musst doch ausgeschlafen sein für das große Fest.“
„Welches Fest?“ Der kleine Kürbis betrachtete sie näher. Erinnerte sich an die Erzählung der Spitzmaus. „Bist du … bist du etwa … eine gute Fee?“ Seine Blätter raschelten vor Aufregung. „Verwandelst du mich in eine Kutsche?“
Die Fee schenkte ihm ein irritiertes Lächeln. „Eine Kutsche? Das hier ist doch kein Märchen.“ Sie warf das lange Haar über die Schulter zurück.
„Nicht?“ Der kleine Kürbis versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
„Papperlapapp. Was wir mit dir vorhaben, ist viel viel schöner! Aber zuerst …“ Geschäftig zog sie einen Zauberstab aus ihrer Tasche. „Momenten mal.“ Sie umschwirrte ihn, musterte ihn prüfend. „Ah, ja, jetzt weiß ich es.“ Sacht stupste sie ihn mit dem Stab an.
Zunächst spürte der kleine Kürbis nichts. Allmählich breitete sich ein wohligwarmes Kribbeln in seinem Innern aus. Dann spürte er ein leichtes Ziehen und Zerren, als sich seine Gestalt veränderte. Die Krümmung seines Halses verschwand. Er wurde dicker. Seine Schale färbte sich herbstorange.
„Was geht hier nur vor?“, wisperte der kleine Kürbis, ergriffen von dem Wunder, das die Fee ihm schenkte.
„In diesem Augenblick beginnt dein neues Leben, kleiner Kürbis“, erklärte die Fee sanft. „Ich werde dich und deine Freundin Spitzmaus mitnehmen an einen Ort, an dem es noch mehr Kürbisse gibt: Große und kleine, dicke und dünne.“
Die Vorstellung, bald mit anderen seiner Art sprechen zu können, machte den kleinen Kürbis ganz kribbelig.
„Weißt du, bei der Hexe Agatha wird es dir gut gehen.“
„Du … du bringst mich zu einer echten Hexe?!“
„Sorg dich nicht, kleiner Kürbis. Agatha wird dir ein Lächeln schenken. Und dieses Lächeln wirst du anderen schenken.“
Ja, dachte der kleine Kürbis, das ist ein Leben, das mir gefallen könnte.


Der #Writing Friday ist eine Aktion von  Elizzy von read books and fall in love. Jeden Freitag veröffentlichen einige Blogger*innen, die das Schreiben genau so lieben wie das Lesen,  einen kurzen Text. Egal ob Geschichte oder Gedicht, erfunden oder mit persönlichem Bezug – Hauptsache kreativ. 

Wenn ihr selbst noch nach Themen sucht, über die ihr schreiben könnt, oder einfach ein bisschen schmökern wollt, dann schaut doch mal bei Elizzy vorbei. Dort findet ihr eine Übersicht aller Teilnehmer, über die Regeln des #Writing Friday sowie die aktuellen Schreibthemen.  Die anderen würden sich sicher freuen, wenn ihr ihren lesenswerten Blogs einen Besuch abstattet. :)

Thema heute: Erzähle ein Märchen über einen Kürbis.

Meinen letzten Beitrag zum #Writing Friday findet ihr * hier *. Darin geht es um ein besonderes Haustier und den Wert der Freiheit.  Wer noch mehr schmökern möchte: Bitte * hier * entlang.