Meine lieben Buchstabensüchtigen,
es gibt wohl kaum ein Wort, das – abgesehen vom * Ende * unter der Rohfassung eines Romanmanuskripts/einer Kurzgeschichte/eines Gedichts etc. – die Augen eines Autors so leuchten lässt wie dieses: NaNoWriMo.

NaNo-Was? – Der Hype in aller Kürze
Der National Novel Writing Month hat seinen Anfang in den USA genommen – doch das NaNo-Virus hat mittlerweile Autoren auf der ganzen Welt infiziert. Ziel ist, einen Roman in einem Monat zu schreiben – 50.000 Wörter in 30 Tagen.
Dazu heißt es auf der offiziellen Website:
National Novel Writing Month (NaNoWriMo) is a fun, seat-of-your-pants approach to creative writing.
On November 1, participants begin working towards the goal of writing a 50,000-word novel by 11:59 PM on November 30.
Valuing enthusiasm, determination, and a deadline, NaNoWriMo is for anyone who has ever thought about writing a novel.
Quelle: https://nanowrimo.org/about
Die Regeln sind einfach:
Man sollte mit einem neuen Projekt beginnen – Plotten und Planen ist im Vorfeld erlaubt, nur geschrieben wird erst ab dem 1. November. Wer offiziell teilnehmen will, sollte sich und seinen Roman bei nanowrimo.org registrieren. Es spricht aber auch nichts dagegen, den NaNo für sich allein zu schreiben ohne das offizielle Tamtam – aber in der Gruppe mit Gleichgesinnten macht es einfach mehr Spaß. :)
Die offizielle NaNo-Seite nanowrimo.org bietet neben verschiedenen Foren, in denen sich die Teilnehmer aus aller Welt über ihre Erfahrungen austauschen oder Plotprobleme diskutieren können, auch schicke Statistiken, die dabei helfen, den eigenen Fortschritt im Blick zu behalten. Immer wieder kommen via E-Mail-Verteiler motivierende Nachrichten oder hilfreiche Tipps von anderen Autoren. Während des NaNos kann man Meilensteine erreichen, Badgets verdienen – und mitverfolgen, wie viele Wörter die Teilnehmer weltweit schon geschrieben haben.
So weit so gut, denken einige nun bestimmt. Aber …
Einen Roman in einen Monat zu schreiben – geht das überhaupt?
Diese Bedenken kann ich verstehen. Noch im vergangenen Jahr habe ich genau so gedacht. Bis ich mich selbst an den NaNo gewagt habe. Ich habe ihn in einem Onlineforum für Autoren mitgeschrieben – und es war unglaublich zu sehen, wie produktiv einige Autoren waren. Es gab sogar manche, die das doppelte bis dreifache des geforderten Wordcounts erreicht haben – eine unglaubliche Leistung.
Und nur, weil ein Roman in relativ kurzer Zeit geschrieben wird, bedeutet das nicht automatisch, dass er schlecht ist. Es gibt eine ganze Reihe an Büchern, denen während des NaNos Leben eingehaucht wurde. Opfermond von Elea Brandt, das ich euch vor kurzem * hier * vorgestellt habe, ist eines von ihnen.
Worum es im NaNo geht

Meine NaNo-Statistik 2016
50.000 Wörter in 30 Tagen zu schreiben ist eine ganz schöne Herausforderung. Bei meinem ersten NaNo hat mich das ganz schön eingeschüchtert, zumal ich immer sehr lang an meinen Romanen (sogar an Kurzgeschichten) schreibe. Aber ich habe mich auf das Abenteuer eingelassen – und mich an ein Genre gewagt, das völlig neu für mich war: ein romantisches Märchen.
Ich habe den NaNo nicht gewonnen. Aber ich habe mein persönlich gesetztes Ziel (20.000 Wörter) bei weitem übertroffen – und einiges über mich als Autorin und über das Schreiben an sich gelernt.
Im NaNo geht es nicht darum, zu gewinnen.
Auch wenn es sich abgedroschen anhört: Im NaNo ist der Weg das Ziel. Am Ende des Monats geht es nicht darum, ob dein Wordcount tatsächlich bei 50k Wörtern steht, oder „nur“ bei 10k.
Es geht darum, an seine Grenzen zu gehen – und diese zu überschreiten.
Ich habe in diesen 30 Tagen so viel dazugelernt:
- ich kann produktiver sein, als ich es mir zutraue
- Zeit zum Schreiben lässt sich überall finden: Beim Pendeln zur Uni, zwischen den Seminaren, abends … – ich muss nur den Hintern hochbekommen
- andere mögen, was ich schreibe – zumindest habe ich im Forum von den anderen Autoren wahnsinnig tolles, motivierendes Feedback zu meinem Projekt und den Textschnipsel bekommen, die ich gepostet habe :)
Im NaNo geht es vor allem darum, Spaß zu haben – und gemeinsam mit seinem Projekt zu wachsen. Nur nicht zu verbissen an die Sache heranzugehen und sich von den Wordcounts der anderen unter Druck setzen zu lassen.
Und in diesem Jahr?
Der Fairness halber sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich nach dem NaNo keinen einzigen Blick mehr in mein Fantasy-Märchen-Projekt geworfen habe. Ich bin immer noch total verliebt in die Figuren, das Setting, die Atmosphäre und alles, aber … das Schreiben und ich hatten seit vergangenem Dezember nicht das beste Verhältnis. Ich bin froh, dass ich in diesem Jahr wenigstens eine Handvoll Kurzgeschichten zu Papier gebracht habe.
Zum Glück habe ich meine ausgewachsene Schreibblockade mittlerweile überwunden. Aber es wäre zu früh, mich sofort in ein Romanprojekt zu stürzen. Auch wenn ich in diesem Beitrag geschrieben habe, dass es im NaNo in erster Linie um den Spaß am Schreiben geht, würde ich mich vermutlich nur selbst unter Druck setzen, wenn ich die fantastischen Projekte und hohen Wordcounts der anderen im Forum sähe.

Tapfere Naniten machen sich im November wieder daran, einen Wortberg zu erklimmen. (Quelle)
Nein, dieses Jahr gibt es keinen NaNo für mich. Ich schreibe ein paar Kurzgeschichten, mach sozusagen einen „NaNo light“ mit einem tollen Autorenkollegen und noch viel tolleren Freund. Dann wartete da noch ein Manuskript darauf, überarbeitet zu werden – und mein NaNo-Projekt 2016 verdient einen Neustart.
Vielleicht konnte ich den Nicht-Autoren unter euch die Faszination NaNo ein wenig näher bringen. Und allen Autoren, die zufällig über diesen Beitrag stolpern: Ich wünsche euch einen wundervollen NaNo, viel Inspiration und ganz viel Spaß mit euren Projekten. Auf das der November ein wortreicher Monat wird!