Tintenfässchen | #Bücherhamstern – Warum Selfpublisher*innen und Kleinverlage noch nie so sehr auf ihre Leser*innen angewiesen waren wie jetzt

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Meine lieben Weltenbummler,
eigentlich hatte ich geplant, heute einen Beitrag zu posten, der vor Vorfreude und Aufregung summt wie ein Bienenstock im Hochsommer. Ich wollte euch von meinen Terminen auf der Leipziger Buchmesse erzählen – von meinen Lesungen aus Wellensang (Burgenwelt Verlag) und der SF Anthologie Fast menschlich (Eridanus Verlag). Von den Releasepartys zu Fast menschlich und zum Jahrmarkt der Mysterien (Burgenwelt Verlag). Davon, wie aufgeregt ich bin, zum ersten mal auf die Messe nach Leipzig zu fahren. Und davon, wie sehr ich mich darauf freue, viele von euch, die ich bislang nur online kenne, endlich persönlich knuddeln zu dürfen.

Wie ich schon in meinem Monatsrückblick schrieb: Es kommt nicht darauf an, aus welcher Richtung der Wind weht. Es kommt nur darauf an, wie wir die Segel setzen. Ich glaube, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass es nicht nur Wind, sondern ein ausgewachsener Sturm ist, der seit Dienstag durch die Buchwelt tost.

Die LBM 2020 – abgesagt

Dass sich die Veranstalter der Leipziger Buchmesse dazu entschieden haben, die Veranstaltung aufgrund des Coronavirus abzusagen, kann ich nachvollziehen. Sie tragen so viel Verantwortung – ehrlich, ich möchte nicht mit ihnen tauschen.

In diesem Beitrag soll es nicht um das Pro und Contra dieser Entscheidung gehen. Auch nicht darum, wie traurig mich persönlich all die verpassten Chancen und Begegnungen machen, auf die ich mich so sehr gefreut habe.

Vielmehr wird aus diesem vorfreudigen, positiven Beitrag, ein nachdenklicher. Ein besorgter. Vielleicht auch einer, der manchen von euch aufrüttelt. Denn die Absage der Buchmesse könnte dazu führen, dass die Buch- und Verlagswelt bald nicht mehr so bunt und vielfältig ist, wie wir sie bisher kennen.

2019 – das „schwarze Jahr“ der Buchbranche

Als Leserin, die zugleich auch Autorin ist, beobachte ich, was sich auf dem Buchmarkt tut. Die Entwicklungen im vergangenen Jahr kann man nicht anders als besorgniserregend nennen. Erst die KNV-Insolvenz, die vielen Klein- und Kleinstverlagen die Einnahmen aus dem sonst so umsatzstarken Weihnachtsgeschäft raubte. Dann die Entscheidung von Libri, mir nichts dir nichts ihren Lagerbestand drastisch zu reduzieren.  Vor allem die nicht so umsatzstarken Titel der kleinen Verlage waren davon betroffen. Und was Libri nicht (mehr) gelistet hat, gilt auch beim großen A als nicht lieferbar. Unter dieser Verunsichtbarung leiden natürlich auch die Kleinen am Markt am meisten.

Und wen trifft nun die Absage der Buchmesse ganz besonders schmerzhaft? Richtig: Die finanziell ohnehin schon gebeutelten Kleinverleger*innen, aber auch Selfpublisher*innen.

Ohne die Messe fehlen Sichtbarkeit und Kundenkontakte. Es fehlen Direktverkäufe und Einnahmen. 2019 mussten einige Verlage die Segel streichen. Ich befürchte, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.

#bücherhamstern gegen das Verlagssterben

Wenn es eines gibt, das ich ganz besonders an der Buchcommunity liebe, dann ist es ihr Zusammenhalt. Wenige Stunden nach der Absage der Messe wurde die Aktion #bücherhamstern ins Leben gerufen. Auf Instagram, Facebook und Twitter können Verleger*innen, Autor*innen und Leser*innen Bücher posten, die sie sich gern auf der Leipziger Buchmesse gekauft hätten.

Was noch viel wichtiger ist: #bücherhamstern soll auch zum Kaufen anregen. Wenn ihr euch Titel – egal ob Novitäten oder vor längerer Zeit erschienene – auf der Messe kaufen wolltet: Wartet nicht damit! Bestellt sie JETZT und nicht erst im Sommer oder Herbst. Am besten direkt über den Onlineshop des jeweiligen Verlags, damit möglichst wenige Zwischenhändler daran mitverdienen. Ganz bequem und garantiert vierenfrei.

Die Verlage und Selfpublisher*innen sind auf jeden Verkauf angewiesen, um den finanziellen Schaden, der durch die Absage der Messe entstanden ist, wenigstens etwas abfangen zu können.

Noch nie war die Unterstützung durch uns, die Leserinnen und Leser so wichtig wie jetzt. Ohne uns könnte die Buch- und Verlagswelt bald weniger lebendig, bunt und vielfältig sein.

Ich lass euch noch eine Liste mit Verlagen da, zu denen ich mich auf die ein oder andere Weise – als Leserin oder Autorin – verbunden fühle. Ja, bei einigen von ihnen habe ich etwas veröffentlicht. Mir geht es aber nicht darum, genau diese Titel zu bewerben. Mir geht es darum, dass die Menschen hinter dem Verlag, die ihre komplette Freizeit und ihr ganzes Herzblut in wundervolle Geschichten, die sie mit euch teilen möchten, stecken, weitermachen können:

Unter dem Hashtag #bücherhamstern werdet ihr sicher noch mehr tolle Vorschläge finden. Bitte, bitte, bitte, bitte: Spread the Word! Erzählt von dieser Aktion und/oder postet selbst Hamsterkaufempfehlung.

Übrigens wird schon fleißig an Alternativen zur Messe gebastelt: Im Rahmen des Leipziger Buchfiebers (#LBF20) werden etwa 50 unabhängige Verlage versuchen, einige der ausgefallenen Lesungen nachzuholen, und euch ihre Neuerscheinungen präsentieren – und noch einiges mehr. Hier geht es zur Facebookgruppe. Die ein oder anderen Titel werdet ihr aber auch hier auf meinem Blog und auf meinem Instagram-Account entdecken können. ;)

Ich gehe dann erst mal #bücherhamstern.
Wir lesen uns,
Eure Anna


Das Tintenfässchen ist die Beitragsreihe rund ums Schreiben. Hier findet ihr nicht nur Handwerkszeug und Tipps, sondern erhaltet auch einen Einblick in mein persönliches Tintenfässchen. Alle Beiträge sind als Anregungen gedacht. Vielleicht könnt ihr aus ihnen ja auch etwas für euren eigenen Schreibprozess und eure Geschichten mitnehmen. :)

Im letzten Beitrag dieser Reihe ging es um das unbeschreibliche Gefühl, den ersten eigenen Roman in Händen halten zu dürfen.

2 Gedanken zu “Tintenfässchen | #Bücherhamstern – Warum Selfpublisher*innen und Kleinverlage noch nie so sehr auf ihre Leser*innen angewiesen waren wie jetzt

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