[Rezension] Fabienne Siegmund – Die Blätter des Herbstbringers

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„Sie hatte ihn geschaffen. Hatte ihm sein Kleid aus Herbst genäht und die Nebel in seinen Augen mit Schmerzen genährt. Ihr Schmerz war zu seinem geworden.“

(Fabienne Siegmund, Die Blätter des Herbstbringers, S.61)

Die Blätter an den Bäumen verfärben sich allmählich, es wird stürmisch und dunkler. Passend dazu habe ich heute eine herbstliche Leseempfehlung für euch, die diese Stimmung wundervoll einfängt.

Auf einen Blick:

Titel: Die Blätter des Herbstbringers
Autorin: Fabienne Siegmund
Verlag: Verlag ohneohren
Seiten: 270
Format: Taschenbuch/E-Book
Preis: 12, 49€/ 5, 49€
Erscheinungsdatum: 24. September 2016
Genre: Urban Fantasy

 

 

 

Klappentext

Es war Herbst, als es geschah. Jene bittersüße Jahreszeit, in der der Sommer seinen Abschied nimmt, um im Winter sein Ende zu finden.

Blätter in Herbstfarben sind es, die das Leben von Ari Mikalainen bestimmen. Sie gleiten in seinen Gedanken zu Boden, hüllen Tage und Nächte in ein düsteres Kleid. Aris eigener Sommer vergeht schon in Kindertagen, als seine beste Freundin Mira und er Zeugen eines grausamen Verbrechens werden.
Am Ende dieses Sommers steht ein geheimnisvoller Mann, der die Nächte durchstreift, auf der Suche nach Geschehnissen, die sonst von Dunkelheit verborgen bleiben. „Herbstbringer“ nennen die Zeitungen das Phantom, das der Polizei Verbrecher auf dem Silbertablett liefert und kleine Blätter an den Tatorten zurücklässt.
Sind es nur zwei Geschichten eines einzigen Herbstes oder gibt es eine Verbindung zwischen Ari und dem geheimnisvollen Fremden? (Quelle: Verlag ohneohren)

Das Buch
Als ich auf der Phantastika in Oberhausen Fabienne Siegmunds Lesung aus Die Blätter des Herbstbringers lauschen durfte, habe ich mich Hals über Kopf in die Stimmung des Romans und den ganz besonderes Schreibstil der Autorin verliebt. Ich kann euch verraten, dass auch der Rest des Romans die Erwartungen, die die kurze Kostprobe geweckt hat, sogar noch übertreffen kann.

Im Fokus des Romans steht Ari Mikalainen, dessen Welt zerbricht, als er erst sieben Jahre alt ist und gemeinsam mit seiner besten Freundin Mira einen grausamen Mord beobachtet. Um diesen geht es im Prolog des Romans, der aus der Sicht des Siebenjährigen berichtet – und das so einfühlsam und empathisch, dass es mich zu Tränen gerührt hat.

Ari ist ein tiefer, vielschichtiger Protagonist. Was er als Kind erlebt hat, prägt ihn noch heute. Er ist sehr melancholisch und davon überzeugt, dass niemand in seiner Gesellschaft fröhlich sein könne. Das belastet vor allem sein Verhältnis zu Mira, mit der er noch immer befreundet ist. Mira ist der Mittelpunkt von Aris Welt. Er will sie glücklich sehen, in ihrer Nähe sein – doch weiß auch, dass er sie an das Verbrechen erinnert, das sie als Kinder mitansehen mussten.

Die Beziehung der beiden ist so zart und zerbrechlich wie Schmetterlingsflügel. Wie Ari um sein Glück kämpft und doch immer glaubt, nicht glücklich werden zu können – oder zu dürfen -, seine innere Zerrissenheit und wie sich das traumatische Erlebnis aus seiner Kindheit noch immer auf ihn auswirkt – all das hat Fabienne Siegmund mit Fingerspitzengefühl zu einem authentischen Charakter verwoben. Sie gibt seinen Gefühlen Raum und kleidet sie in Worte, die seine Empfindungen auch zu meinen gemacht haben.

Neben Ari spielt auch der Herbstbringer eine große Rolle. Er ist eine Art Phantom, ein Gentleman, der nachts durch die Straßen streift und Verbrechen verhindert. Man könnte sagen, dass er eine Art Superheld ist – zumindest ein Beschützer der Schwachen, der nur eines will: Gerechtigkeit. Die Zeitungen reißen sich darum, das Geheimnis zu lüften, wer sich hinter dem weiß geschminkten Gesicht verbirgt – und auch die Polizei beginnt zu ermitteln.

Die Romanhandlung hat mir sehr gut gefallen – insbesondere die Auftritte des Herbstbringers, der seine Maske auch vor den Lesern nicht fallen lässt. Was Die Blätter des Herbstbringers in meinen Augen aber besonders auszeichnet und zu einem großen Lesevergnügen macht, ist der Schreibstil der Autorin. Die Sprache ist wundervoll poetisch, melancholisch und schwer, zugleich aber auch leicht und zerbrechlich. Fabienne Siegmund ist eine Wortpoetin: Sie malt Bilder und Gefühle mit Worten, die verzaubern und etwas tief in mir berührt haben. So tief, dass ich oft die Tränen wegblinzeln musste, um weiterlesen zu können.

Eines weiß ich jetzt schon: Dies wird mit Sicherheit nicht der letzte Roman von Fabienne Siegmund sein, den ich lesen werde. :)

Fazit
Poetisch, melancholisch, berührend. Die Blätter des Herbstbringers ist ein Roman, der die Stimmung des Herbstes auf Papier bannt: mal zart wie ein Lufthauch, dann mitreißend wie ein Sturmwind. Ein sehr gelungener Roman, der definitiv zu den besten gehört, die ich in diesem Jahr gelesen habe.

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